„Eigentlich ist es doch schade, dass nur wir und unsere Angehörigen unsere selbstgebastelte Krippe sehen“ – so dachten sich viele Tettenwanger, welche am vergangenen zweiten Adventssonntag ihre Hauskrippe der Öffentlichkeit präsentierten. Reinhard Eberl und Richard Feigl, die beiden Obst- und Gartenbauvereinsvorsitzenden, zeigten sich freudig über die große Bereitschaft von zwei Dutzend Dorfbewohner, welche kurzerhand ihre eigene Weihnachtskrippe im Schulhaus aufbauten und den Besuchern präsentierten. Den ganzen Nachmittag strömten Dorfbewohner und Gäste aus Nah und Fern ins Dorfgemeinschaftshaus, um die verschiedenen Krippen zu bestaunen. Reissenden Absatz fanden die selbstgebackenen Kuchen, Stollen und Plätzchen sowie Kaffee, Tee und Glühwein.
Eine Krippe aufzustellen, das gehört in der Weihnachtszeit für viele Menschen zum guten Brauchtum. Oftmals sind es Krippen, die über Generationen weitervererbt werden. Keine Grenzen kannte der Ideenreichtum und die Vielfalt der verschiedenen Exponate bei den zwei Dutzend Weihnachtskrippen. Ob aus Holz oder Stein, ob groß oder klein, ob mit Figuren aus Holz oder Stoff – die künstlerische Kreativität der Tettenwanger ist enorm. Schon während der Woche beim Aufbau der Exponate herrschte rege Betriebsamkeit im Dorfgemeinschaftshaus. Ob mit Moos oder Stroh ausgeschmückt, fanden die Figuren von Ochs, Esel und Schafen und den dazugehörigen Hirten Platz rund um die Herberge, in denen Josef und Maria mit dem Jesuskind vor dem Stall knieten. Zentrale Botschaft, ob aus Holz geschnitzt, mit Ton gebrannt oder aus Gips geformt: Gott ist Mensch geworden! Vor zwei Jahrzehnten hat Anita Eisenmann die Regensburger Bibelfiguren nach Ilse Sack erlernt und seither Jahr für Jahr eine Krippenfigur nach eigener Kreation erschaffen. „Jedes Jahr haben wir als Ministranten für unseren Dienst am Altar eine Krippenfigur geschenkt bekommen – und als 15jähriger habe ich mir dann selbst den Krippenstall dazu gebastelt“, erzählt der damalige Ministrant und jetzige KLJB-Vorsitzender Felix Eberl. „Unsere Krippe kommt aus Ecuador“, freuen sich Richard und Irene Feigl mit ihren beiden Kindern Franziska und Pauline. Anders als bei uns in Bayern gibt es in Südamerika Krippen ohne Stall. Den Tischläuferstern hat Tochter Pauline selbst handgefertigt. Unzählige Holzkrippen in jeder Größe und Format hat der 72jährige Hobbyschreiner Anton Maier in den letzten vierzig Jahren kreativ entworfen und gestaltet. Die auf dem Bild dargestellte Krippe aus dem Jahr 1987 stammt aus dem Abbruchholz vom Stadel der Familie Eisenmann. Und noch eine besondere Idee hatte Anton Maier mit seiner „Laternenkrippe“, in der das heilige Paar mit dem Jesuskind sichtbar sind. „Die Krippe ist beweglich und so kann ich diese überall mitnehmen, wo es mit gefällt“, so der Hobbyschreiner.
Vor mehr als einem halben Jahrhundert haben Angelika und Ludwig Hecker diese Krippe aus Haselnussholz geschnitzt und gefertigt. „Der damals kleine Hubert und sein Opa hatten viel Freude bei der Gestaltung der Holzkrippe“, erinnert sich Angelika Hecker. Es sind besondere Werke, die in den Kellerräumen von Wolfgang Koch entstehen. Jeder Ziegel, jedes Holzstück, jeder Stein findet in liebevoller Detailarbeit in der Krippe seinen Platz – mit Kreativität, Feingefühl und dem Blick auf das Wesentliche. „Meine Leidenschaft für das Kripperlbauen ist groß – und ich hätte noch viele Krippen zuhause“, erklärt der Tettenwanger den interessiert fragenden Besuchern. Das ganze Jahr über geht der Elektriker mit dem Krippenbau einher und nicht nur in der Adventszeit entstehen seine Werke. „Es ist mein Hobby, meine Leidenschaft, die mich vor Jahrzehnten gepackt hat und bis heute nicht mehr loslässt“, erzählt er. Bei dieser handgefertigten Krippe aus Lindenholz hat er auch Schamhauptener Juraplatten und Gips mit viel Liebe zum Detail eingebracht.
Viele Jahre bastelten Georg und Antonia Buchner an ihrer Hauskrippe, welche Stück für Stück entstanden ist. Im handwerklich gebauten Krippenstall kamen verschiedene Materialien zum Einsatz. Schore hat den Stall und die Felswand aus Holz, speziellem Krippenputz, Styropor gestaltet. Antonia hat die Figurenrohlinge in unzähligen Stunden eingekleidet. „Es braucht handwerkliches Geschick und Feingefühl, aber auch Ideen und Durchhaltevermögen, um die verschiedenen Teile letztlich zu einem Gesamtwerk zusammenzubasteln – und natürlich Zeit: jede Menge Zeit“, sagen die beiden Hobbybastler. Erst in dieser Woche ist die Kulisse um die Hauskrippe von Anton und Franziska Treffer entstanden. „Unsere Krippe ist im orientalischen Stil“, beschreibt der 61jährige die Familienkrippe. Das Exponat ist aus Steinplatten und Styropor gefertigt. Klein aber oho ist die Holzscheitelkrippe von Edith und Hubert Hecker. Die Idee kam Edith beim Holzspalten für das Kaminholz. Sie sah in dem Holzscheit eine Höhle und gestaltete diese mit gekauften Figuren.
Während im kleinen Sitzungssaal die Gäste aus Nah und Fern die Krippenexponate bewunderten luden im großen Sitzungssaal die Mitglieder des Obst- und Gartenbauverein Tettenwang zu Kaffee, Tee und Glühwein mit selbst gemachten Kuchen, Stollen und Plätzchen ein. Die Nachfrage war riesengroß an dem zweiten Adventssonntagnachmittag. „Unser Dorfgemeinschaftshaus Schulhaus entwickelt sich immer mehr zum Dorf Mittelpunkt – und das ist sehr gut“ – meinten viele der Besucher. Neben dem geselligen Stammtischabenden treffen sich mittlerweile zahlreiche Besucher im zweiwöchigen Turnus zum Spieleabend im Schulhaus. Ob Karten- oder Brettspiele – die Vielfalt ist groß und nebenbei kommt das Gespräch nicht zu kurz.